Wie gieße ich Zimmerpflanzen richtig?
Neben dem passenden Lichtverhältnis ist das richtige Gießen am wichtigsten für die Gesundheit deiner Pflanze. Hier erfährst du, was du beachten solltest. Wenn du ein Zimmerpflanzen-Neuling bist, wird es etwas dauern, bist du Routine hast und abschätzen kannst, wie du gießen musst. Aber wir können aus eigener Erfahrung sagen: Mit ein bisschen Zeit wird das Gießen, und somit die Pflanzenpflege, zur Routine und ganz intuitiv.
Vorab: Am meisten Freude am Gießen hat man natürlich mit schönen Gießkannen und Wassersprühern aus unserem Onlineshop oder Ladengeschäft 😉
Die Tipps im Überblick:
- Bei den meisten Pflanzen solltest du die Erde immer leicht antrocknen lassen, bevor du wieder gießt.
- Bei Sukkulenten kannst du die Erde fast komplett abtrocknen lassen.
- Gieße so, dass das Wasser unten hinausläuft und schau, dass im Topf kein Wasser mehr am Boden steht.
- Benutze bei empfindlichen Pflanzen Regen- oder Aquarienwasser. Bei den meisten Pflanzen kann aber auch abgestandenes Leitungswasser verwendet werden, wenn die Erde regelmäßig durchspült wird.
Wie oft muss ich gießen?
Das Ironische ist wohl, dass die meisten Pflanzen nicht durch zu wenig Gießen sterben, sondern durch Übergießen. Warum das so ist erklären wir später. Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass unterschiedliche Pflanzen einen unterschiedlichen Wasserbedarf haben. Der Wasserverbrauch einer Pflanze hängt von vielen Faktoren ab:
Was für eine Pflanze ist es? Dünne Blätter mit viel Oberfläche (wie Calathea, Einblatt, viele Philodendron, Farne…) deuten auf einen hohen Wasserverbrauch hin, während dicke oder mit Wachs überzogene Blätter (wie Sukkulenten, Kakteen, sogar manche Orchideen…) auf einen geringen Wasserbrauch hindeuten. Pflanzen mit dicken Blättern können Wasser selber speichern und kommen auch mal länger ohne Wassergaben aus, dagegen trocknen dünnblättrige Pflanzen schnell aus, sobald auch die Erde trocken ist.
Es ist auch entscheidend, in welcher Erde die Pflanze steht. Davon hängt ab, wie viel Wasser darin gespeichert werden kann. Reine Kokoserde oder Torferde, in der Pflanzen oft gezüchtet und verkauft werden, speichert sehr viel Wasser. Wird der Erde etwas beigemischt wie Perlit oder Bims (anorganische Anteile, die kein bis wenig Wasser aufnehmen und die Erde belüften) kann sie weniger Wasser speichern. Eine Pflanze in Torf muss also weniger oft gegossen werden als dieselbe Pflanze in Sukkulentenerde (wo weniger wasserspeichernde Anteile beigemischt werden).
Zudem beeinflusst das Licht den Wasserverbrauch. Mehr Licht bedeutet mehr Fotosynthese und somit mehr Verdunstung. Die Wärme des Sonnenlichts erhöht auch die Temperatur, was die relative Feuchtigkeit senkt, wodurch auch mehr Wasser verdampft. Natürlich steigert bei mehr Licht auch das Wachstum, was den Wasserverbrauch ebenfalls erhöht.
Wie oft musst du denn jetzt gießen? Wie du vielleicht selber bemerkt hast, kann man nicht wirklich von einer festen Faustregel wie „ein Mal in der Woche“ ausgehen. Stattdessen musst du deine Pflanzen beobachten und auf ihren individuellen Bedarf eingehen. Wir gießen unsere Pflanzen so:
Die Erde von Sukkulenten (Pflanzen die Wasser speichern können) lassen wir fast komplett abtrocknen. Erst dann gießen wir wieder. Man kann übrigens über das Gewicht des Topfes abschätzen, wie viel Wasser noch in der Erde gespeichert ist. Mit etwas Erfahrung geht das richtig gut und schnell 🙂
Pflanzen, die mehr Wasser verbrauchen, lassen wir etwa 1-3 cm abtrocknen. Das bedeutet, dass wir mit dem Finger fühlen, ob die ersten 1-3 cm der Erde trocken sind. Erst dann gießen wir. Solange die unteren Erdschichten noch feucht sind bekommt die Pflanze genug Wasser. Natürlich gibt es immer Ausnahmen: Der berüchtigte Frauenhaarfarn will es immer komplett nass haben, auch die Erdoberfläche. Aber für die meisten Pflanzen funktioniert diese Regel sehr gut. Auch hier kann mit etwas Erfahrung nur durch Anhebung des Topfes feststellen, ob man gießen sollte oder nicht. Faustregel: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du gießen sollst, gieße lieber nicht.
Warum muss ich die Erde leicht antrocknen lassen?
Du fragst dich vielleicht, warum muss die Erde überhaupt antrocknen? Kann ich sie nicht immer nass halten, wenn die Pflanzenwurzeln doch Wasser brauchen?
Und du hast Recht, Pflanzenwurzeln brauchen Wasser. Allerdings brauchen sie auch Sauerstoff! Genau wie die Blätter atmen Wurzeln auch, nur unter der Erde. Ist die Erde also immer mit Wasser gesättigt, bekommen die Wurzeln keine Luft und können sterben und verschimmeln. (Kurzer Exkurs: Pflanzen, die in Wasser wurzeln, beziehen ihren Sauerstoff aus dem Wasser, sie bilden aber anatomisch andere Wurzeln als Pflanzen in Erde!)
Es ist daher wichtig, die Erde immer wieder antrocknen zu lassen, damit die Wurzeln atmen können. Zudem löst man damit ein anderes Problem: Trauermücken. Die legen nämlich ihre Eier in die oberen Erdschichten. Sie benötigen konstante Feuchte, also wirkt man ihnen effektiv entgegen, wenn man die Erde immer leicht antrocknen lässt.
Es gibt Substrate, die so grob sind, dass die Wurzeln immer in Kontakt mit der Luft sind, egal wie feucht es im Substrat ist. Diese Substrate kann man so oft gießen wie man lustig ist und die Pflanzen bleiben gesund. Dazu gehen wir im Thema Substrat näher ein!
Wie muss ich gießen?
Für Neulinge empfehlen wir so zu gießen: Bring die Pflanze zum Waschbecken oder halte sie über einen Eimer und gieße sie komplett, sodass aus den Löchern unten am Topf das Wasser wieder herausläuft. Stelle sicher, dass keine Stelle der Erde trocken bleibt. Stelle die Pflanze erst wieder zurück in den Übertopf und an ihren Platz, wenn die Erde nicht mehr tropft. So zu gießen hat mehrere Vorteile: Du verhinderst, dass die Pflanze in Wasser sitzt. Sowas kann die Wurzeln in diesem Bereich leicht ertränken. Außerdem spülst du so Mineralstoffe wie Dünger und vor allem Kalk regelmäßig aus der Erde heraus.
Manche Pflanzen stehen in alter oder schlechter Erde. Viele Pflanzen werden in Torf verkauft. Torf wird allerdings schnell hydrophob, das Gießwasser kullert einfach zur Seite ab und die Erde wird nicht befeuchtet. Wenn du das feststellst weißt du, es ist Zeit zum Umtopfen. Lese dazu das Thema Substrat. Um die Pflanze dennoch zu gießen mache ein paar Löcher in die Erde, beispielsweise mit Stäbchen.
Wie gießt man Pflanzen von unten?
Vielleicht habt ihr bei bestimmten Pflanzen schon den Rat gehört, von unten zu gießen. Doch wie geht das überhaupt und welche Pflanzen profitieren davon? Um von unten zu gießen füllt man einen Unterteller einen bis zwei Zentimeter hoch mit Wasser und wartet rund zwanzig Minuten. So kann die Pflanze so viel Wasser aufnehmen, wie sie braucht und die Oberfläche bleibt trocken. Das hilft auch gegen Trauermücken. Mehr Maßnahmen gegen die nervigen kleinen Fliegen und andere Schädlinge findest du hier.
Welche Pflanzen sollte man von unten gießen?
Einige Zimmerpflanzen mögen kein Wasser auf ihren Blättern. Dazu zählen Sukkulenten, Begonien, Alpenveilchen, Bubiköpfchen, Orchideen sowie Usambaraveilchen. Gerade Sukkulenten füllen häufig den kompletten Blumentopf, so dass es schwierig ist, beim Gießen nicht die Blätter zu benetzen. Bleiben Wassertropfen auf den Blättern liegen, kann die Sukkulente faulen. Gießt man sukkulente Hängepflanzen wie String of Pearls oder String of Turtels von oben, können die empfindlichen Pflanzenstränge leiden, wenn die Oberfläche der Erde zu lange nass bleibt. Grundsätzlich kann man aber alle Pflanzen von unten gießen.
Womit muss ich gießen?
Pflanzenwurzeln beziehen Wasser aus der Erde durch einen Prozess der Osmose heißt: Das Wurzelzellenmembran ist für Wasser durchlässig. Das Wasser diffundiert von einem Bereich mit niedriger Konzentration an Mineralstoffen zu dem Bereich mit einer hohen Dichte an Mineralien. Normalerweise ist in der Wurzel der Gehalt an Mineralstoffen höher, somit wird das Wasser aus der Erde in die Wurzel hineingezogen.
Was passiert nun, wenn die Konzentration an Mineralstoffen in der Erde steigt? Wasser diffundiert immer weniger in die Wurzel. Das Resultat sind braune Blattspitzen, schwache Pflanzen und im Extremfall der Tod. Kalkhaltiges Wasser und Dünger sind die Hauptgründe für eine zu mineralhaltige Erde. Daher sollte man idealerweise nicht zu viel Düngen, am besten Regenwasser nehmen und regelmäßig die Erde durchspülen.
Natürlich ist das nicht bei jeder Pflanze notwendig, vor allem wenn man hin und wieder mal durchspült. Aber falls du braune Blattspitzen hast, weißt du jetzt, woran es liegen könnte (neben geringer Luftfeuchtigkeit). Wir gießen die meisten Pflanzen mit dem kalkigen Karlsruher Leitungswasser. Nur empfindliche Pflanzen wie Orchideen bekommen Regenwasser.
Was ist mit Selbstbewässerung wie Hydrokultur oder Lechuza™?
Dazu erfährst du im Abschnitt Substrat mehr.